By Johannes Kuhn
Mit den Besetzungen wollen die Kulturschaffenden die Wiederaufnahme des Kulturbetriebs mit Hygienekonzepten erreichen. In Frankreich sind die Spielstätten seit Oktober geschlossen. Die Sozialleistungen reichen nicht aus, um die große Leere der Theater zu füllen.
Nun haben Kulturschaffende die Öffnung selbst in die Hand genommen. Das Théâtre de l’Odéon in Paris ist seit einer Woche besetzt. An der Fassade hängen Transparente mit der Forderung „Wir machen auf“ und Fahnen der Gewerkschaft CGT. In den Theatern werden Versammlungen und Schlafplätze organisiert. Die Kultur ist mit einer krachenden Premiere zurück auf der Bühne der Proteste. Damit steht das Théâtre de l’Odéon in der Tradition der 1968er, wo Kulturschaffende wochenlang das Theater in Paris besetzten, um gegen die Politik zu revoltieren.
Mit der Besetzung vergangene Woche haben sie eine Welle der Proteste ausgelöst. Während in ganz Frankreich immer mehr Theater besetzt werden, bezeichnet die Kulturministerin Roselyne Bachelot diese als „unnütz und gefährlich“. Unter dem Druck musste die Regierung allerdings einige Soforthilfen ankündigen, um die auflodernde Unzufriedenheit einzudämmen. Jedoch können diese Almosen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kultur bereitwillig geopfert wird, während Konzerne mit hohen Beträgen gerettet werden.
Die Verluste der Kulturszene belaufen sich in Frankreich im Jahr 2020 auf zweistellige Milliardenbeträge und die Arbeitsplätze einer ganzen Branche sind bedroht. Nicht nur Schauspieler:innen und Regisseur:innen sind davon betroffen, sondern auch Beschäftigte in der Tontechnik, Gastronomie, Bühnenbau und vielen weiteren Bereichen.
Die Besetzter:innen wollen mit ihrer Aktion nicht nur die Krise der Kultur auf die Bühne holen, sondern auch die Lage anderer Sektoren. Sie fordern eine Verlängerung der Arbeitslosenversicherung für freischaffende Künstler:innen sowie für alle anderen prekär Beschäftigten.
Auch in Deutschland ist die Kulturszene in der Krise. Ausgenommen von Museum gibt es keine Perspektive der Öffnung. Obwohl seit Monaten ausgearbeitete Hygienekonzepte für Theater und Konzerthäuser vorliegen, sollen die Spielstätten geschlossen bleiben. Der Besuch im Theater wäre sicherer als jede Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel.