Die Translationswissenschaft zählt zu den Geisteswissenschaften und beschäftigt sich mit dem Dolmetschen und Übersetzen. Umgangssprachlich wird die Translatogie auch als Übersetzungswissenschaft bezeichnet.
Moderne Wissenschaft des 20. Jahrhunderts
Durch die zunehmende Globalisierung von Wirtschaft und Wissenschaft und der Internationalisierung fast aller Lebensbereiche gewinnt der moderne Wissenschaftszweig, der erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand, immer mehr an Bedeutung. Inzwischen hat sich sowohl in der Berufspraxis als auch in der Wissenschaft die Bezeichnung Translation als Begriff für Übersetzen und Dolmetschen durchgesetzt.
Als Begründer der modernen Translationswissenschaft gilt der Übersetzungswissenschaftler Otto Kade, der selbst den Begriff Translationswissenschaft allerdings ablehnte. Als Übersetzung wird ein schriftlicher Ausgangstext bezeichnet, der aus einer bestimmten Sprache in einen ebenfalls schriftlich fixierten Zieltext einer anderen Sprache übertragen wird. Beim Dolmetschen handelt es sich um einen nicht fixierten oder nur einmaligen und meist mündlich dargebotenen Ausgangstext, der ebenfalls in mündlicher Form in einen Zieltext der gewünschten Sprache übertragen wird.
Translatologie stellt eine Interdisziplin dar
Die Translatologie gilt als Interdisziplin und beschäftigt sich ebenfalls mit Themen der Linguistik, Computerlinguistik und Fachsprachenforschung. Außerdem zählen die Terminologielehre, Kultursoziologie, Psychologie, Gehirnpsychologie und die Kommunikationswissenschaft zu den Bereichen, mit denen sie ebenfalls interagiert. Die Wissenschaft der Translatologie gliedert sich in einen theoretischen, einen deskriptiven sowie einen angewandten Zweig. Im Rahmen der deskriptiven Translatologie werden die beim Dolmetschen und Übersetzen beobachtbaren Vorgänge beschrieben. Dieser Zweig analysiert die beim Übersetzen entstehenden Translate.
Dies geschieht produktorientiert durch Übersetzungsvergleiche, funktionsorientiert durch die Beschreibung von Auswirkungen und gesellschaftliche Bedeutung der Translate oder prozessorientiert, indem der Translationsvorgang beschrieben wird. In der angewandten Translatologie werden praktische Probleme der Translation thematisiert, beispielsweise Fragen, die innerhalb der Dolmetscher- und Übersetzerausbildung auftreten. Außerdem findet eine Qualitätsbewertung der Translate statt. Nach allgemeinen Erklärungen des Dolmetscher- und Übersetzungsvorgng sucht die theoretische Translatologie. In diesem Bereich werden Fragen beantwortet, die sich mit dem Translationsvorgang beschäftigen. Hier finden sich auch Berührungspunkte mit den Kognitions- und den Neurowissenschaften.
Wissenschaft rund um Übersetzen und Dolmetschen
Zu den Aufgaben der theoretische Translatologie zählt die Beschäftigung mit abgegrenzten Erscheinigungsformen der Translation. Hierzu zählen Fragestellungen, die bei der Übersetzung von Metaphern auftreten. Die Sprachwissenschaften sind bedeutend älter als die Wissenschaft der Translation. Bereits im Altertum haben sich zahlreiche
Philosophen und Linguisten mit Fragen und Problemen von Übersetzen und Dolmetschen auseinandergesetzt. In der Geschichte der jungen Translationswissenschaft gab es bereits mehrere Paradigmenwechsel. Die als kontrastiv-linguistisch geltende Translationswissenschaft entwickelte sich bereits nach kurzer Zeit in Richtung kommunikativer und funktionaler Ansätze. Gleichzeitig ist die Translatologie in erheblichem Maß kulturorientiert und bewegt sich in jüngster Zeit, beeinflusst von der internationalen Globalisierung in Richtung Translationssoziologie, Translationsethik und Translationskultur.